Dosenkiwi

[fast ohne Spoiler]

Berlin

Blick über die Wasserfläche des Engelbeckens, im Vordergrund schwimmt eine Möwe im Profil, im Hintergrund sind die Kirche St. Michael und die rauchenden Schlote des Heizkraftwerks Berlin Mitte zu sehen

Letztens war ich endlich mal wieder in Berlin. Nicht nur die gerade deutlich gesunkenen Temperaturen sondern auch eine bereits von zuhause mitgebrachte Erkältung sorgten jedoch dafür, dass ich weniger Zeit mit Geocaching verbringen konnte, als ich mir eigentlich gewünscht hätte. Nach einem Cache-losen Spaziergang in Kreuzberg am Sonntag, nutzte ich am Montag den Startpunkt Prenzlauer Berg für eine (überschaubare) Exkursion.

drei Graffiti an Hauswänden im Prenzlauer Berg, links: zwei Personen mit VR-Brillen, die an Marionettenschnüren von einer dritten Person darüber gesteuert werden, mitte: bunte Darstellung eines Roboters, der ein schwarzes Herz betrachtet, das aus einzelnen grafischen Teilen besteht, rechts: der Hund Snoopy betrachtet einen über ihm schwebenden herzförmigen Luftballon, in der Spiegelung auf dem Luftballon ist neben Snoopy ein sich umarmendes Paar angedeutet

Als Ziel suchte ich mir den Wasserturm Prenzlauer Berg aus. Der dort gelegene Adventure Lab ließ sich problemlos absolvieren, mit einem nahe gelegenen Multi hatte ich leider kein Glück (gerade gesehen, dass es seitdem eine Owner Maintenance gab und tatsächlich keine Dose vor Ort war).

Frontalansicht des Wasserturms Prenzlauer Berg von unten aus, die blattlosen Bäume tragen einen dünnen Schneefilm, der Turm ist heute bewohnt Metall-Skulptur eines auf der Seite liegenden, erwachsenen Löwen, flankiert von zwei sitzenden Löwenkindern, die Skulptur ist von einem dünnen Schneefilm bedeckt Türbereich des schmäleren Wasserturms auf dem Hügel, die Tür beinhaltet oben einen halbkreisförmigen Abschluss, der von einem Bogen aus Ziegeln eingefasst ist, sowohl Tür als auch die Wände drumherum sind mit verschiedenfarbigem Graffiti bedeckt, unten vor der Tür liegt eine Schicht Laub Gesamtansicht des schmäleren Wasserturms auf dem Hügel, eingefasst von blattlosen Bäumen, der untere Bereich des Turms ist mit Graffiti bedeckt

Vor der Abreise gelang mir dann immerhin noch das Loggen von Grüße aus Berlin, nach dem ich beim letzten Besuch lange und erfolglos (nicht wirklich) gesucht hatte. Bei wärmerem Wetter war auf der Straße einfach so viel los gewesen. Aber genau genommen hätte ich den einen Griff, den es brauchte, um die Dose zu finden, auch im Sommer machen können. Aber manchmal braucht es halt einen weiteren Versuch …

Zentralfriedhof

Frontalansicht der Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus, im Vordergrund die Präsidentengruft, die weiße Kirche mit der grünlichen Kuppel hebt sich im Abendlicht deutlich vom leicht bewölkten Himmel ab

Am Zentralfriedhof hatte ich 2014 meinen 1.000 Cache-Fund gefeiert (unglaublich, dass es dieses Blog schon so lange gibt …), laut meinen Aufzeichnungen war ich 2015 das letzte Mal dort. Seit damals hatten sich einerseits einige gelöste Mysteries auf dem Zentralfriedhof-Gelände angesammelt und natürlich sind auch viele Caches von damals archiviert worden und dafür neue hinzugekommen. Dann stellte sich noch heraus, dass der Fotograf noch nie am Zentralfriedhof gewesen war, da gab es dann bei mir kein Halten mehr.

drei Bilder von besonderen Grabmalen, ausführliche Bildbeschreibung im nächsten Absatz

Wir starteten an diesem Samstag am 4. Tor, nur um dort festzustellen, dass der neue jüdische Friedhof an Samstagen geschlossen ist. Meine primären Ziele waren die gelösten Mystery Caches Der Zentralfriedhof in der Literatur, Lost traffic – Die Leichentram: Da 71ga und Vor Rehen wird gewarnt. Auf dem Weg schwenkten wir für zwei Kurz-Multis und einen wirklich sehr liebevoll gestalteten Traditional ab. Kurz vor der Schließzeit des Friedhofs landeten wir vor der Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus, recherchierten Details über die Präsidentengruft und besuchten die Gräber einiger bekannter Personen in der Abteilung, die gleich links vor der Kirche liegt. Das Grab von Manfred Deix ist mit einer gekrönten Katzenfigur geschmückt, sein Name ist in seiner bekannten Signatur mit der Krone als i-Punkt auf dem Grabstein zu lesen. Interessant ist auch das Grab von Hedy Lamarr, darauf befindet sich eine Metall-Skulptur mit senkrecht stehenden dünnen Rohren, auf denen in verschiedenen Abständen Kreise befestigt sind. Die Skulptur stellt das Frequenzsprungverfahren dar, das von ihr gemeinsam mit dem Komponisten George Antheil im zweiten Weltkrieg als Funkfernsteuerung für Torpedos erfunden wurde. Die Technologie wird heute unter anderem in der Bluetooth-Datenübertragung verwendet. Monumental ist das Grabmal von Udo Jürgens: ein mit einem weißen Leichentuch abgedeckter Konzertflügel aus Marmor, ein riesiger weißer Steinblock, der erst auf den zweiten Blick als Klavier erkennbar ist.

Mausoleum mit sechs-eckigem Grundriss, die Türen sind kunstvoll vergittert und mit verspielten Ziergiebeln versehen, Herbstsonne

An diesem Tag schafften wir es nicht bis zum alten jüdischen Friedhof, wo sich das Final von Vor Rehen wird gewarnt befindet. Daher startete ich zwei Wochen später einen zweiten Anlauf, den ich beim Tor 1 begann. Nach diesem Mystery-Final beschäftigte ich mich mit dem Multi Stille Zeugen dunkler Zeiten, der zurecht eine dreistellige Anzahl an Favoritenpunkten aufweist.

altes Grab, die Steine sind von Pflanzen überwachsen und teilweise beschädigt, noch zu erkennen ist ein Portal mit der Inschrift Puerta de Paz

In diesem alten Teil des Friedhofs sind deutlich die Zeichen der Zeit zu erkennen. Der Multi Stille Zeugen dunkler Zeiten geht jedoch noch weiter und zeigt im Detail Grabsteine und Denkmäler mit Einschusslöchern, von Bombenabwürfen beschädigte Gräber oder Grabmäler für Menschen, die im Zuge des Holocaust deportiert wurden.

Grabmal einer Familie Bernhard Witrofsky, vom Grabstein aus schwarzem Marmor fehlt links ein Stück, das vermutlich herausgesprengt wurde rostiges Metallschild mit abblätterndem weißen Lack, Text „Gruppe 12“, in dem Schild sind mehrere Einschusslöcher zu sehen

Weiter treiben ließ ich mich mit mehreren Adventure Labs, die ebenfalls auf interessante Teile des Friedhofs hinwiesen, die ich vorher noch nicht besucht bzw. bemerkt hatte. Etwa die Gedenkstätte der Israelitischen Kultusgemeinde für die Gefallenen des ersten Weltkriegs.

vergoldete Inschrift auf dem inneren Dach eines Zugangs zu einer Gedenkstätte mit dem Text „Die Israelitische Kultusgemeinde Wien – Ihren im Weltkriege 1914–1918 gefallenen Söhnen“ Blick durch den Zugang einer Gedenkstätte der Israelitischen Kultusgemeinde für die gefallenen des ersten Weltkriegs, links und rechts an der Wand weiße Steinfafeln, links mit hebräischen Schriftzeichen, rechts mit der deutschen Übersetzung, innerhalb der Gedenkstätte sind weitere große Steintafeln zu sehen, der Boden ist mit Herbstlaub bedeckt

Auch der 2005 eingerichtete Buddhistische Friedhof war mir neu. Die Anlage beinhaltet einen zentralen Stupa (DER Stupa!, ich dachte bisher immer es hieße DIE Stupa) umringt von einem Rad mit acht Speichen, das ein Rad der Lehre darstellen soll. Die acht Zugänge zum Stupa symbolisieren den achtfachen Pfad des buddhistischen Glaubens.

buddhistischer Friedhof Wien, im Hintergrund ein Stupa um ringt von Steinen auf dem Boden in Form eines Rades mit acht Speichen, im Vordergrund etwas unscharf eine Schnur mit Gebetsfahnen und einer grünen Glühbirne

Einen Besuch am Zentralfriedhof kann ich mit großem Nachdruck empfehlen. Es sei außerdem gesagt, dass ein Besuch nicht ausreichen wird, schon allein wegen der Größe des Geländes. Wer sich schneller fortbewegen will, darf auf dem Zentralfriedhof Fahrrad fahren, es gibt auch die Möglichkeit sich e-Bikes auszuleihen. Mir selbst ist jedoch die Erkundung zu Fuß am liebsten. Da bleibt mehr Zeit, um Details zu bemerken und die Atmosphäre dieses besonderen Ortes zu genießen.

Blick auf die Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus durch die Allee, links und rechts Bäume und Gräber an den Seiten, die weiße Kirche mit der grünlichen Kuppel hebt sich im Abendlicht deutlich vom leicht bewölkten Himmel ab

Lignano Sabbiadoro

Strand von Lignano, im Vordergrund Tretbotte mit Rutschen darauf auf den Strand gezogen, links davon ein Turm und ein Rettungsboot, dahinter zusammengeklappte Schirme und Strandliegen

Den größten Teil des Sommerurlaubs mit Freundin und ihren Kindern verbrachten wir gemeinsam am Strand und am Abend auf der Terrasse unseres Apartments mit Spielen und Geschichten. An einem Tag, der nach einem heftigen Gewitter in der Nacht etwas kühler ausfiel, machte ich mich zu einem ausgedehnten Geocaching-Spaziergang in Lignano auf.

Terrazza a Mare, ein auf Pfeilern über dem Wasser errichtetes Gebäude mit einer Terrasse und Schirmen, das Dach besteht aus ausladenden muschelartigen Überhängen Steg auf Pfeilern über dem Meer, auf dem letzten Pfeiler steht eine Aussichtsplattform mit einem sich zuspitzenden Turm darauf

Auf meinem Weg zum Northernmost Point of Lignano wanderte ich am Strand entlang vom Beach Ufficio Nr. 19 bis zur Nr. 1. Dabei passierte ich auch die Terrazza a Mare: ein über einen Steg erreichbares Bauwerk das auf Pfeilern im Wasser steht. Auf dem Steg befinden sich einige interessante Geschäfte, die Terrasse selbst beinhaltet ein Speiselokal. Dahinter windet sich der Steg noch weiter ins Meer bis zu einem Aussichtspunkt, von dem die Weite des Strandes gut überblickt werden kann.

kleiner Leuchtturm am Strand von Lignano, waagrecht rot-weiß gestreift, auf Pfeilern im niedrigen Wasser in den Wellen stehend Hafen von Lignano, rechts ein geradeaus führender Weg am Wasser entlang, links verschiedene geparkte Boote und Segelboote

Weiter geht es Richtung Hafen, vorbei am rot-weiß-gestreiften Leuchtturm, der flankiert wird von einem Steg, der wiederum zu einem roten Turm führt. Von dieser Plattform aus gibt es eine schöne Aussicht auf die Laguna di Marano. Von dort spazierte ich weiter Richtung Hafen, um die dort gelegenen Caches Fossils in Limestone (Earth) und Northernmost Point of Lignano (Traditional) zu besuchen.

der nördlichste Punkt von Lignano, ein rot gestrichener Turm, gekrönt mit einer Solaranlage auf einer Landzunge aus Steinen, dahinter im Meer ein Seegelboot

Nach dem langen und doch etwas anstrengenden Weg über die steinige Landzunge führte mich der Weg zurück Richtung Stadt und Stärkung. Auf dem Rückweg besuchte ich noch die Kirche Chiesa parrocchiale “S.G. Bosco”, deren spitzer Turm mich schon sehr an Mordor und Barad-dûr erinnerte.

Kirche in Lignano, Blick auf den sehr spitzen Glockenturm, der an Mordor erinnert

Letzte Station war Best Sunset in Lignano Sabbiadoro. Bis zum Sonnenuntergang war zwar noch lange Zeit, aber den hätte ich angesichts der Gelsengefahr dort ohnehin nicht abwarten wollen.

zickzack-verlaufender Steg über dem Wasser, Blick Richtung Ufer

Mit einem Zwischenstop im lokalen Supermarkt führte mich mein Weg schließlich wieder zurück zum Apartment, wo der Rest der Reisegesellschaft bereits wartete. Für einen spezifischen Geocaching-Urlaub würde ich Lignano eher nicht empfehlen. Aber den einen Nachmittag, an dem ich anhand der vorhandenen Caches interessante Plätze entdecken durfte, habe ich trotzdem sehr genossen.