Dosenkiwi

[fast ohne Spoiler]

Berlin

Waldweg mit grünen Nadelbäumen und kahlen Laubbäumen, die Sonne scheint von hinter der Kamera, der Himmel ist blau

Wieder mal Berlin. Das Wetter war leider nur bedingt kompromissbereit. Am Freitag konnte ich tagsüber einen Ausflug in eine bisher unbekannte Gegend unternehmen: Schöneweide bzw. Königsheide. In dieser Gegend hatte ich einige gelöste Mystery-Caches auf meiner Liste, die ich schon längstens besuchen wollte. Nachdem ich auf dem Weg zum Koffeindealer ein paar der neuen Traditionals mitgenommen hatte, ging es mit der S-Bahn raus nach Schöneweide. Da ich schon in die BVB-Tageskarte investiert hatte, legte ich auch noch ein paar Stationen mit dem Bus zurück, ich war mir nicht ganz sicher, wie umfangreich der Spaziergang über die Königsheide werden würde. Erste Station war dann der Mystery „FILM AB !“ in einem unspektakulären Stadtversteck. Dann unternahm ich einen kleinen Umweg, weil mir der Zaun und die Wasserfläche, die mich vom weiteren Suchgebiet trennten, auf der Karte verborgen geblieben waren.

Waldweg mit grünen Nadelbäumen, rechts des Weges stehen in regelmäßigen Abständen Steinsäulen

Im Wald war ich großteils allein, was auch die kleine Kletteraktion begünstigte, die für den Traditional „Krteček“ erforderlich war. Freude hatte ich auch mit dem nächsten Mystery auf meiner Liste: Der große Bücherfreund. Das Rätsel befasst sich mit der ISBN (Internationale Standardbuchnummer). Die Verbindung meiner beiden Lieblingshobbies macht mir ja immer besonders große Freude und der große Cache mitten im Wald trug ebenfalls dazu bei. Inhaltlich sehr herausfordernd war der Mystery „Naturfreund – Bäume“. Die Fragen sind teilweise komplex und erfordern neben Recherche auch noch mitdenken (!) und rechnen. Hier war ich leider von der Final Location etwas enttäuscht, neben der Straße im Grünstreifen liegt unfassbar viel Müll herum. Interessant war auch das Telefonrätsel „Cache Calling“, bei dem ich die Festnetzleitung des Fotografen bemühen durfte, um die finalen Koordinaten zu erfahren.

Eingangstür zum Buchstabenmuseum, die graue, offene Tür ist mit einem orangen Streifenplastikvorhang versehen, daneben steht ein runder Tisch mit zwei orangefarbenen Sesseln

Schon am Freitag Abend verschlechterte sich das Wetter dramatisch, es regnete und wurde unangenehm kalt. Am Samstag besuchten wir am Nachmittag das Buchstabenmuseum. Leider darf im Museum nur für private Zwecke fotografiert werden, ich nehme an, es hat mit lizenzrechtlichen Umständen bezüglich Schriften und Schriftzügen bekannter Geschäfte oder Ketten zu tun. Daher werde ich die Gelegenheit nutzen und eine Übung für Bildbeschreibungen daraus machen. Den Eingangsbereich des Buchstabenmuseums dominiert ein großer Schriftzug, der einerseits sehr vertraut wirkt, andererseits aber nicht ganz „stimmt“. Der freundliche ältere Herr an der Kassa erklärte uns nicht nur die Entstehung dieser russischen Version des klassischen Softdrink-Logos, sondern betätigte auch den Lichtschalter, der den Schriftzug im bekannten Weiß auf Rot erstrahlen lässt. Im Eingangsbereich gibt es natürlich auch den Museumsshop, der Typografie-Bücher, Ansichtskarten, Stempel, aber auch größere dekorative Buchstabenelemente zum Verkauf anbietet.

Im nächsten Raum erfreuten wir uns an den farblich sortierten gesammelten Schriftzügen. Neben dem Logo eines bekannten Geschäfts für Unterwäsche sind auch viele Schriftzüge zu sehen, wie sie früher an kleinen Geschäften üblich waren und heute nur noch selten vorkommen (sehr prominent: Blumen, Schuhe und Friseur). Dominant ist hier auch der Schriftzug, der früher den Filmpalast am Ku’Damm zierte. Die Karte zum Schriftzug beinhaltet ausführliche Informationen und beschreibt auch das Material: „goldener Metallkorpus, selbstleuchtend rosarot, weiße Neonröhren außenliegend“.

Die Sammlung des Buchstabenmuseums ist umfangreich, leider ist in dem Stadtbahnbogen bei Weitem nicht genug Platz, um alle Objekte angemessen zu präsentieren. Das Museum wird ausschließlich von ehrenamtlichen Mitarbeitenden betrieben. Mit dem Eintrittspreis von 12 Euro wird daher auch der Bestand des Museums signifikant unterstützt. Für mich als Typografie-Interessierte war der Besuch sehr interessant und ich trage auch gern dazu bei, dass es ein Museum wie dieses noch länger gibt. Menschen, die sich enthusiastisch für ein ihnen wichtiges (Nischen-)Thema einsetzen, sind mir ohnehin (fast) immer sympathisch. In meinen Augen ist das Buchstabenmuseum in Berlin ein unterschätztes Juwel, eine Spezialität, die hoffentlich noch lange erhalten bleiben kann. Bilder der aktuellen Ausstellung gibt es auch auf der Wikipedia-Seite des Museums zu sehen.