Eines der Bahn-Highlights meiner Reise war die Fahrt mit dem Glacier Express, eine spektakuläre Strecke, die von einem Panoramazug mit extra großen Fenstern befahren wird. Das ermöglicht den Fahrgästen tolle Ausblicke auf das Schweizer Bergpanorama. An Bord wird (auf Vorbestellung) Essen serviert, die Preise für Getränke sind noch jenseitiger als sonst schon in der Schweiz.
Es ist eine spezielle Gesellschaft, die hier fährt. Mir gegenüber saß Kirk aus Colorado, links von uns ein Paar aus Utah und eines aus Dänemark. Alle hatten Essen vorbestellt und sparten auch nicht an den Getränken. Kirk erzählte viel von seiner ausgedehnten Europareise und stellte mir Unmengen Fragen über europäische Politik. Dass ich über das politische System in der Schweiz und in Frankreich deutlich weniger Bescheid wusste als über das meines Heimatlands verwunderte ihn sichtlich. So viele kleine Staaten und alle haben ihre eigenen Gesetze …
Die Fahrt selbst war wirklich sehr besonders, die Aussichten ausgezeichnet, das Wetter meinte es gut mit uns. Jeder neue Ausblick nach einem Tunnel oder einer Kurve wurde von Kirk aus Colorado mit einem „amazing!“ sowie dem Griff zur Kamera kommentiert. Ein Fotostop auf der Strecke ist ebenso Teil des Gesamterlebnisses.
Auf der letzten Stunde der Strecke zwischen Visp und Zermatt gibt es die Möglichkeit, direkt beim Zugpersonal Tickets für die Gornergrat-Bahn zu erwerben, die den besten Blick auf das Matterhorn ermöglicht. Meine Mitreisenden ließen sich diese Gelegenheit nicht entgehen. Da ich schon am nächsten Tag wieder aus Zermatt abreisen würde, entschied ich mich gegen diese Tourist:innenattraktion. Womit ich rückblickend betrachtet wohl auch die richtige Entscheidung getroffen habe …
Zermatt wirkt wie eine Art Ski-Disneyland. Eine Ortschaft ohne private Autos, bevölkert hauptsächlich von Touristen, die samt ihrem Gepäck von Elektrotaxis transportiert werden. Nach den sechs Stunden im Glacier Express brauchte ich noch einen Spaziergang, der allerdings nicht besonders lang ausfiel, weil es sehr schnell kalt wurde. Ein Cache lenkte mich immerhin zu einer Kirche, um die rundherum Gräber von Bergsteiger:innen verteilt sind. Dabei handelte es sich um die englische Kirche St. Peter’s. Aber auch die Römisch-Katholische Pfarrkirche St. Mauritius beherbergt einen Bergsteiger:innenfriedhof.
Mir war die Stadt nicht ganz geheuer. Après-Ski hat mich schon immer eher irritiert, das Disneyland-Gefühl wurde zunehmend stärker. Am nächsten Morgen setzte ich mich in den Zug, um meine Reise an einem weniger seltsamen Ort fortzusetzen.