Dosenkiwi

[fast ohne Spoiler]

Algeciras

Blick auf den Containerhafen von Algeciras, im Vordergrund Gebüsch, dann eine Wasserfläche, dahinter das Terminal mit vielen blauen Containerkränen, ganz hinten zwischen den Kränen ist der Felsen von Gibraltar zu sehen

Als wir unseren Urlaub in Spanien geplant haben, kam irgendwann die Frage auf, wenn wir schon im Süden von Spanien sind, ob wir dann nicht auch den Abstecher nach Gibraltar machen sollten. Nach einigen Überlegungen und Hin-und-Her-Wenden der Feiertage und Zugverbindungen kamen wir zu dem Entschluss, dass dies nur mit Übernachtungen in Algeciras sinnvoll ist. Diese Stadt liegt auf dem spanischen Festland westlich von Gibraltar und es gibt eine Busverbindung, mit der ein Tagesbesuch in Gibraltar problemlos möglich ist.

Brücke zum Containerhafen von Algeciras, die auf vier Pfeilern über das Wasser führt, rechts blaue Containerkräne

Angekommen sind wir in Algeciras abends, am nächsten Tag suchten wir zum Frühstück das nächstgelegene Café auf. Hier waren wir eindeutig die einzigen Gäste, die dem Personal nicht bekannt waren. Dank unserer bisherigen Frühstückserfahrungen auf dieser Reise schafften wir trotzdem eine sinnvolle Bestellung. Danach spazierten wir in Richtung Hafen und Strand. Die ganze Stadt ist deutlich weniger touristisch (zumindest um diese Jahreszeit) als wir es in Sevilla und Córdoba erlebt hatten. An der Hafenpromenade waren nur vereinzelte Spaziergänger:innen teilweise mit Hunden unterwegs. Am Strand trafen wir auch nur auf Menschen mit Hunden. Die meisten von denen hatten dicke Winterjacken an, während ich natürlich wieder mit den Füßen ins Meer musste.

am Strand von Algeciras, eine Person steht mit bis zu den Knien aufgekrempelten Hosen im seichten Wasser, rechts führt eine Brücke zum Containerhafen, ganz hinten mittig im Bild ist der Felsen von Gibraltar zu sehen

Auf dem Rückweg in die Stadt kamen wir an einer Kunstschule (Escuela de Arte) vorbei. Das interessante Gebäude konnte ich aufgrund der lokalen Gegebenheiten einfach nicht fotografieren (unter diesem Link findet sich ein Foto von andaluciainformacion.es, auf dem die fächerartige Struktur deutlich zu erkennen ist). Die Skulptur von Don Quijote im Garten konnte ich aber fotografieren, leider wollte sich die Möwe, die bis kurz zuvor auf seinem Hut saß, nicht ablichten lassen.

eine Skulptur in einem Garten, die Don Quijote de la Mancha darstellt, er hält eine Lanze und einen Schild in den Händen und „reitet“ auf einem weißen Mofa

Da Algeciras auch einen Cache in der Nähe des lokalen Friedhofs beherbergt, haben wir auch das Grab von Paco de Lucía besucht, auf das dieser Cache extra hinweist. Paco de Lucía wurde in Algeciras geboren und gilt als Ikone der Flamencogitarre. Auf diesem Friedhof waren die Wände sehr eng angeordnet, man steht quasi immer im Schatten der Gräber. Im älteren Teil des Friedhofs befinden sich viele Familiengruften, zumeist mit zur Belüftung geöffnetem Zugang.

der Brunnen auf dem Hauptplatz von Algeciras ist mit einem detaillierten Mosaik geschmückt, die Säule in der Mitte ist mit vier Lampen gekrönt, rundherum spucken Froschskulpturen Wasserfontänen in den Brunnen, hinter dem Brunnen ist Weihnachtsbeleuchtung zu sehen

Auf dem Hauptplatz von Algeciras war immer etwas los. Am 5. Jänner wurde bereits am Nachmittag für einen Wanderzirkus aufgebaut, der dann später am Abend Kinder und Erwachsene „begeisterte“. Hier scheiterte ich grandios mit meinem Spanisch-Verständnis, die schnell gesprochenen Moderationen sowie die Scherze mit den lokalen Besucher:innen konnte ich einfach nicht nachverfolgen. Am 6. Jänner vor unserer Abreise saßen wir dann nach dem Frühstück auch noch etwas auf dem Platz herum. Und bestaunten die Kinder, von denen jedes eine Anzahl an Getränkedosen an einer Schnur hinter sich her zog. Der Großteil waren schlicht an einer Schnur aufgefädelte Getränkedosen, es gab aber auch einige schön bemalte Exemplare und manche hatten auch Züge aus den festeren Dosen, wie sie für Mais oder Ähnliches verwendet werden, gebastelt. Wir schauten uns das einige Zeit lang an, versuchten im Internet eine Erklärung für dieses Spektakel zu finden, was jedoch zu keinem Ergebnis führte. Also bastelte ich mir einen Fragesatz zusammen und versuchte, im Gespräch mit den Leuten auf dem Platz herauszufinden, was das soll. Bei der zweiten Person, die ich fragte, war ich dann auch erfolgreich. Eine ältere Señora erklärte mir, dass diese Tradition zurückgeht auf eine Legende, nach der ein Riese die Stadt unter einer Wolke versteckt haben soll. Da in Spanien traditionell die Heiligen Drei Könige den Kindern die Weihnachtsgeschenke bringen, machen die Kinder mit den Dosen so viel Lärm wie möglich, damit die Heiligen Drei Könige die Stadt trotzdem finden. Eine Tradition, die nur in der Stadt Algeciras so gepflegt wird.

Córdoba

Nach dem umfangreichen Post über die Moschee-Kathedrale in Córdoba möchte ich noch einige andere Highlights erwähnen. Bereits bei unserem ersten Spaziergang nach Bezug unseres Quartiers entdeckten wir die folgende Installation: an der Wand hängen blaue Blumentöpfe mit verschiedenen Pflanzen (darunter auch Weihnachtssterne, in diesem Klima überleben die auch draußen), davor eine Metallskulptur, die einen Burschen auf einer Leiter darstellt, dem eine ältere Person einen weiteren Blumentopf hinstreckt. Später haben wir noch eine ähnliche Installation in einem anderen Stadtteil gefunden, wo sich dann der nahe angebrachten Plakette entnehmen ließ, dass es sich um ein Projekt des Künstlers José Manuel Belmonte aus dem Jahr 2014 handelt. Es handelt sich um eine Hommage an die vielen Menschen, die in Córdoba die Patios (Hinterhöfe) dekorieren und kultivieren. Auch unsere Unterkunft hatte einen sehr schönen Patio. In diesem Artikel ist das neueste Werk von José Manuel Belmonte aus dieser Reihe zu sehen.

Installation: an der Wand hängen blaue Blumentöpfe mit verschieden Pflanzen, davor eine Metallskulptur, die einen Burschen auf einer Leiter darstellt, dem eine ältere Person einen weiteren Blumentopf hinstreckt

Auch in Spanien habe ich erfreulicherweise offene Bücherschränke entdeckt! In der spanischen Sprache eignet sich dafür auch noch die wunderbare Formulierung „Libro libre“ (freies Buch).

ein Holzschrank mit Glastür auf 4 Metallfüßen, von rechts scheint die Sonne, dahinter ein Orangenbaum. rechts an dem Schrank ist ein Logo mit einem Buch mit Beinen dran und der Aufschrift „Libro libre“

Erstmals verließen wir unsere Unterkunft an diesem Tag direkt aus dem nächsten Stadttor, um uns etwas im südöstlichen Teil der Stadt herumzutreiben. Aufgrund einer Fehlplanung blieb uns nichts anderes übrig, als die Stadtmauer zu erklimmen, wenn wir nicht einen extrem großen Umweg machen wollten. Dafür fand sich zum Glück eine Stelle, an der das vor uns offenbar schon viele andere Menschen getan hatten. Nach einem (sogar für spanische Verhältnisse) späten Mittagessen (wir hatten uns zum Teilen zwei Hauptspeisen bestellt und waren nach der ersten eigentlich schon ziemlich satt) gingen wir am Fluss entlang und genossen das Abendlicht auf der Brücke und der Altstadt.

Brücke Puente Romano, eine tief liegende Brücke auf breiten Pfeilern, dahinter thront die Kuppel der Moschee-Kathedrale über der Altstadt Torre de Calahorra, ein quadratischer wehrhafter Turm gekrönt mit Spitzen neben der Brücke Puente Romano Kunstinstallation im Parque de Miraflores, ein metallisches Band ist zu einer Form geschwungen, das aus dieser Perspektive wie ein Ampersand aussieht

Am allgemeinen spanischen Feiertag (1. Jänner) wagten wir uns dann auch noch mal ins Zentrum, das mir zwei Tage zuvor am Abend unserer Anreise aufgrund der Menschenmassen ordentlich den Spaß verdorben hatte. Die geschlossenen Geschäfte ermöglichten uns tatsächlich das ruhige Suchen von einzelnen Typografien für den Mystery Cache AEIOU. Tipografía ConArte. Als Backup für den Mystery Cache Type hatte ich auch noch Encuentra la Foto / Find the photo heraus gesucht. Letztendlich haben wir beide geschafft! \o/

Einkaufsstraße im Zentrum von Córdoba, überspannt von einer Weihnachtsdekoration, die jedoch im Nachmittagslicht nicht leuchtet

Vor unserer Abreise besuchten wir noch kurz den nahe gelegenen Friedhof. Schon auf den ersten Blick zeichnet sich hier eine Begräbnistradition ab, die sich von der österreichischen in wesentlichen Punkten unterscheidet. Abgesehen von den ganz alten Gräbern, die nahezu allesamt von einem eigentlich leicht zu überwindenden Gitter „beschützt“ werden, gibt es hauptsächlich Wände, an denen die Namen der Verstorbenen auf kleinen Marmortafeln zu lesen sind. Wir hatten uns zuerst gedacht, dass das wohl alles Urnengräber wären, haben aber später festgestellt, dass es aufgrund der Dicke der Wände genauso gut möglich wäre, dass sich Särge hinter den Tafeln befinden.

Friedhof, im Vordergrund alte Erdgräber, die von Gittern umspannt und von Kreuzen gekrönt sind, im Hintergrund eine Wand mit Marmortafeln, auf denen die Namen von Verstorbenen verzeichnet sind

Am Bahnhof von Córdoba bestiegen wir den Zug in den Süden, der uns nach Algeciras bringen sollte. Diese Zugstrecke beinhaltet das Erlebnis einer Umspurung auf eine andere Spurweite. In Antequera-Santa Ana wird von der Normalspur (1435 Millimetern), die sich für Geschwindigkeiten bis zu 350 km/h eignen soll, auf die Iberische Breitspur (1668 mm) umgestellt. Die im Zug sitzenden Fahrgäst:innen bemerken davon praktisch gar nichts. Die Lok wird gewechselt und die Waggons werden durch ein Gebäude gezogen, in dem die Spurweite automatisch umgestellt wird. Nach der Umspurung fühlt sich der Zug deutlich ruckeliger an. Das mag aber auch daran liegen, dass es nach Antequera-Santa Ana deutlich bergauf geht. Eine beeindruckende Schleife zieht die Bahnstrecke etwa um die Stadt Ronda. Davon konnten wir leider weder auf der Hin- noch auf der Rückfahrt viel sehen. Die Stadt liegt auf einem beeindruckenden Bergmassiv und soll selbst auch eine Reise wert sein. Das machen wir vielleicht später irgendwann mal.

Córdoba: Mezquita-Catedral

Randnotiz: Ich werde in diesem Post viele Bildbeschreibungen direkt im Text integrieren, daher fallen die alt-Texte der Bilder teilweise etwas kürzer aus.

Die Moschee-Kathedrale von Córdoba ist ein besonderes Bauwerk, das islamische und christliche Architektur in sich vereint und auch hellenistische, römische und byzantinische Einflüsse aufweist. Die Geschichte des Gebäudes begann in der Mitte des 6. Jahrhunderts, damals wurde es als christliche Basilika errichtet. Am Ende des 8. Jahrhunderts ließ Abd al-Rahman I die ursprüngliche Moschee erbauen. Zu dieser Zeit wurde das Gelände sowohl von Christen als auch Muslimen genutzt. Die Moschee wurde in den folgenden Jahrhunderten kontinuierlich erweitert. Dies ist im Gebäude deutlich sichtbar an den unterschiedlichen Ausgestaltungen der Säulen und Bogenverbindungen. Während die älteren Bögen tatsächlich noch aus verschiedenfarbigen Ziegelsteinen erbaut wurden, wurde an späteren Bögen die abwechselnde rot-gelb-Färbung nur noch aufgemalt. Auch an den unterschiedlichen Gestaltungen der Decken sind die einzelnen Bauphasen deutlich zu sehen. Einfache Holzdecken werden abgelöst von kunstvoll geschnitzten Verzierungen, auch die Beleuchtungskörper und Fenster spiegeln die verschiedenen Epochen wieder. Diese Unterschiede können auf den folgenden vier Fotos verglichen werden.

Reihen von Säulen mit Bogenverbindungen dazwischen, im Vordergrund hängt eine Schale von der Decke, die nach oben leuchtet Reihen von Säulen mit Bogenverbindungen dazwischen, oben im Bild ist ein Stück der getäfelten, verzierten Holzdecke zu sehen Architekturdetails in der Moschee-Kathedrale, bunte Mosaikglasfenster, durch die Licht herein scheint, die Holzdecke besteht aus quadratischen Einzelteilen, darunter mit Bogenverbindungen gekrönte Säulen Reihen von Säulen mit Bogenverbindungen dazwischen, darüber getäfelte, verzierten Holzdecke, im Vordergrund hängt ein schwarzer Leuchter mit einzelnen elektrischen Kerzen

Das zentrale Kirchenschiff wurde von Bischof Alonso Manrique in Auftrag gegeben. Der Bau zog sich über 70 Jahre hin. Das Kirchenschiff ragt deutlich über den flachen Moschee-Bereich hinaus. Eine hohe Decke mit Fenstern, die zwischen den zahlreichen Verzierungen an den Wänden und an der Decke Licht hereinlassen, lässt das Kirchenschiff erstrahlen. Neben den unzähligen Dekoelementen an Wänden und Decke schmückt das Kirchenschiff eine Orgel sowie kunstvoll geschnitzte hölzerne Sitzbänke für die Priester. Die Wände hinter bzw. über diesen Sitzbänken werden von unten beleuchtet, so dass die dunkle Holzschnitzerei zu strahlen scheint. Die beschriebenen Details sind auf den folgenden drei Bildern zu sehen.

zentrales Kirchenschiff der Moschee-Kathedrale, weiße Wände mit umfangreichen Stuck- und Goldverzierungen, hinter den Fenstern der Kuppel ist blauer Himmel zu sehen gewaltige Orgel im Kirchenschiff, darüber sind Teile der Deckenverzierungen zu sehen, darunter die Sitzbänke der Priester, aus dunklem Holz geschnitzt, mit hohen Lehnen Blick Richtung Decke des Kirchenschiffs, unten die geschnitzten hölzernen Sitzbänke der Priester, oben die reich verzierte Decke

Im muslimisch gestalteten Teil des Gebäudes sticht vor allem der prachtvoll gestaltete Mihrāb hervor. Diese traditionelle Gebetsnische zeigt üblicherweise die Gebetsrichtung (qibla) an. Die Hauptachse der Moschee-Kathedrale von Córdoba zeigt jedoch nicht genau nach Mekka. Seit der letzten Erweiterung befindet sich der Mihrab nicht mehr in der Mittelachse. Der Bereich vor dem Mihrab ist mit kleinen Kuppeln auf verschlungenen Säulengeflechten geschmückt, die sich deutlich von den anderen Hufeisenbögen abheben. Den Mihrab selbst ziert eine Kuppel, die innen mit auslandenden byzantinischen Goldmustern verziert ist.

Säulen vor dem Mihrab, Gebetsnische rechts im Bild Blick in die Kuppel des Mihrab, die innen mit auslandenden byzantinischen Geldmustern verziert ist

Die Säulen, die die vielfältigen Hufeisenbögen im gesamten Moscheebereich tragen, stammen großteils aus römischen Gebäuden und wurden für den Bau der Moschee wieder verwendet. Auch die Säulen unterscheiden sich deutlich zwischen den verschiedenen Bauperioden.

doppelte Hufeisenbögen unterschiedlicher Epochen mit unterschiedlichen Abnutzungserscheinungen, Blick nach oben weiter Blick in die Säulenhalle mit doppelten Hufeisenbögen unterschiedlicher Epochen, im Hintergrund sind einzelne Menschen schemenhaft zu erkennen weiter Blick paralell zu den Säulen mit doppelten Hufeisenbögen unterschiedlicher Epochen, von hinten im Bild erleuchtet ein Lichtstrahl den Boden, die verzierte Decke ist extra beleuchtet

Wir hatten den Besuch in der Moschee-Kathedrale vorab online gebucht, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Wir kamen rechtzeitig zur gebuchten Zeit an und wurden auch schnell eingelassen. Touristisch ist hier alles wohl organisiert. Zu Beginn war es natürlich etwas voll, weil alle Menschen, die zur selben Zeit mit uns eingelassen wurden, sich am Eingang drängten. Zunehmends verlieren sich jedoch die Menschenmassen in den ausladenden Säulengängen. Zu Beginn fotografierte ich hauptsächlich schräg nach oben, gegen Ende unseres Besuchs waren auch ebenerdige Perspektiven durch die Säulenhallen möglich. Der Fotograf ließ sich von einem Audioguide auf seinem Smartphone zusätzliche Infos zukommen. Wir versuchten zuerst, das gemeinsam zu hören, mir wurde jedoch ganz schnell klar, dass mir das Audio zusammen mit den Umgebungsgeräuschen zu viel war. Wer das schafft und zusätzliche Infos über die Architektur bekommen möchte, ist damit jedoch gut beraten.

Glockenturm der Moschee-Kathedrale, gesehen vom Orangenhof aus, eingerahmt von Orangenbäumen

Mehr Infos und Buchungsmöglichkeiten auf der Webseite der Moschee-Kathedrale.