Dosenkiwi

[fast ohne Spoiler]

Düsseldorf

Am Sonntag genossen wir das Frühstück im Hotel, um danach Richtung Bahnhof aufzubrechen. Den restlichen Tag wollten wir in Düsseldorf verbringen. Düsseldorf empfing uns mit Regen, von dem wir uns jedoch nicht aufhalten lassen wollten. Gelenkt durch Geocaches führte ich meine Familie schließlich durch einen gut versteckten Durchgang in die Schneider-Wibbel-Gasse. Die Spieluhr hatten wir leider gerade verpasst (mangelhafte Vorbereitung meinerseits).

Schneider-Wibbel-Gasse, düsteres Wetter, der Boden ist nass, links und rechts sind leere Tische und Schirme vor Lokalen zu sehen, über die Gasse spannen sich mehrere Lichterketten Eingang eines altmodischen Kinos, hinter zwei Glas-Flügel-Türen ist die Kasse des Kinos zu sehen, über dem Eingang der Schriftzug „CINEMA“ in einer schlanken, eckigen Schriftart, dahinter ist ein Teil des Gebäudes weiß verkleidet, zwischen den Fenstern sind goldene Sterne montiert

Durch die Altstadt bewegten wir uns langsam Richtung Rhein, wo dann auch der Regen endgültig aufhörte und wir ein paar Sonnenstrahlen genießen konnten. Am Burgplatz hat auch Düsseldorf noch einen Webcam-Cache. Dieser ist bereits 20 Jahre alt, was am Listing auch deutlich erkennbar ist:

Gehe zu den o.g. Koordinaten und rufe einen Freund an, der Dein Web-Bild sichert.

Schloss-Turm am Burgplatz von der Rhein-Promenade aus gesehen, der Turm hat fünf Stockwerke, die unteren sind hell bemalt, ein Transparent weist auf das Schifffahrtsmuseum hin, das oberste Stockwerk ist aus braunen Ziegeln, hat rundherum Fenster und lässt den Turm an einen Leuchtturm erinnern Blick von der Uferpromenade über den Rhein, im Wasser spiegeln sich ein Fernsehturm, eine Brücke sowie die aufreißenden Wolken am Himmel

Vom Düsseldorfer Schloss ist heute nur noch ein Turm übrig, in dem sich jetzt ein Schifffahrtsmuseum befindet. Weiter spazierten wir am Rhein entlang und bestaunten die um diese frühe Nachmittagszeit an einem Sonntag spärlich besuchte Gastromeile. Spannend fand ich auch den Virtual „Pegelwesen“, der die begrifflichen Unterschiede zwischen den Worten Pegel / Pegelstand / Wasserstand / Wasserhöhe / Wassertiefe erklärt.

In der Altstadt haben wir jede Menge interessante Gebäude gesehen. Als Beispiel möchte ich die Brauerei zum Schlüssel erwähnen, das Haus fällt besonders ins Auge. Im Erdgeschoss befinden sich Stehtische unter einer Markise, die beiden oberen Stockwerke sind umfangreich mit Flaggen geschmückt. Zwischen den Stockwerken steht an der Wand der folgende Spruch:

ISS WAS GAR IST – TRINK WAS KLAR IST – SAG WAS WAHR IST

Das oberste Stockwerk besteht aus drei spitzen Dachschrägen, die mittlere ist mit einem goldglänzenden Symbol bestehend aus vier Schlüsseln dekoriert.

Haus Brauerei zum Schlüssel, Bildbeschreibung im Text

Endlich konnte ich meine Familie von einem Museumsbesuch überzeugen! Im Düsseldorfer Filmmuseum ist seit November 2022 und noch bis zum 31. Juli 2023 die Ausstellung „Animal Actors – Tierische Stars in Film und TV“ zu sehen. Die Ausstellung bietet Gelegenheit zur Begegnung mit dem mechanischen Schildkrötenkopf der „uralten Morla“ aus dem Film „Die Unendliche Geschichte“ und „Bruce“, dem Monster-Hai aus dem Film „Jaws“ / „Der weiße Hai“.

Bruce, der weiße Hai, mittels Seilen aufgehängt an einer Holzkonstruktion, das weit geöffnete Maul mit einer Reihe spitzer Zähne befindet sich ungefähr in der Kopfhöhe einer danebenstehenden Person

Die Ausstellung befasst sich mit verschiedenen tierischen Darsteller:innen im Verlauf der Filmgeschichte. Weltweite Bekanntheit erreichten beispielsweise der Hund Lassie, der Delphin Flipper oder der Orca Keiko aus dem Film „Free Willy“. Aber auch Pferde, Affen und (Groß-)Katzen hatten große Auftritte in Film und Fernsehen. In den Texten zur Ausstellung wird untersucht, wie Tiere als Sinnbilder für menschliche Emotionen agieren (zB in Horrorfilmen als Sinnbilder kollektiver Ängste). Die Ausstellung nimmt aber auch Personen in den Blick, die in diesem Bereich tätig waren, die zB den Bereich der deutschen Tierdokumentationen maßgeblich geprägt haben, wie etwa Bernhard Grzimek oder Hans Hass.

Die Dauerausstellungen in den anderen Stockwerken des Filmmuseums zeigen erwartungsgemäß Kameras, Filmtechnik aus verschiedenen Epochen, Bühnen- und Szenenbilder, Kostüme und Requisiten. Besonders interessant fand ich auch das Kaiserpanorama, ein nahezu runder Kasten, um den Sitzplätze angeordnet sind. Durch ein Gucklock kann die Besucherin im Inneren ein durch Stereoskopie aufgenommenens 3D-Bild begutachten. In meiner Diplomarbeit beschäftigte ich mich mit (damals) aktuellen Methoden zur Generierung von 3D-Daten wie Photogrammetrie und Laserscanning. Dass stereoskopische 3D-Bilder bereits Ende des 19. Jahrhunderts (Eröffnung des ersten Kaiserpanoramas 1880 in Breslau) zur Unterhaltung verbreitet wurden, ist mir damals in meiner Recherche entgangen.

Mir hat die Ausstellung und generell das Filmmuseum in Düsseldorf sehr gut gefallen. Es beinhaltet sehr vielfältige Perspektiven auf das Medium Film, zumeist ohne den Film an sich zu zeigen. So stelle ich mir eine spannende, interdisziplinäre Auseinandersetzung mit einem Massenmedium vor.

Bochum

von links scheint die Sonne durch ein großes Glasfenster in ein Café, auf dem Fenstersims sitzt eine rot-weiß-schwarz-gefleckte Katze, die der Kamera den Rücken zudreht und ins Innere des Cafés schaut

Ein Wochenendtrip mit der Familie. Da steht Geocaching zwar nicht im Vordergrund, aber nachdem mir mein Anhang immer wieder versicherte, dass sie mir einfach gerne durch die Stadt folgen, führte ich sie natürlich an dem einen oder anderen Geocache vorbei. Noch im Nachtzug recherchierte ich eine Location für ein zweites Frühstück und stieß schließlich auf den Katzentempel. Die vegane Speisekarte bietet interessante Optionen: ich konnte einfach nicht widerstehen und musste das Banh-Miau-Sandwich bestellen. Die ansässigen Katzen beschnupperten uns interessiert, beobachteten durch das große Glasfenster, was sich auf der Straße so tat (Spoiler: nicht viel) und schienen ansonsten sehr zufrieden mit ihrem Leben zu sein. Nach dem Frühstück machten wir uns auf, um bis zur Eincheckmöglichkeit am Nachmittag die Stadt zu erkunden. Direkt gegenüber vom Katzentempel fand ich das RUHR.INFOCENTER, das seinen eigenen schön gestalteten Geocache beherbergt.

Frontalansicht eines runden Gebäudes, im Erdgeschoss befinden sich geschlossene Geschäfte, darüber eine transparente Konstruktion, auf der ganz oben in großen roten Buchstaben BERMUDA3ECK steht

Als zweites Ziel hatte ich mir den Webcam Cache „Das Bermuda3eck“ auserkoren. Am späteren Vormittag ist die lokale Partymeile wie ausgestorben, hier und da spülen Mitarbeiter:innen Wasser durch die Gastgärten.

Häuserfront, das zentrale Gebäude ist ein Kino, erkennbar an der Aufschrift CAPITOL und einer Figur, die eine Oscar-Statue darstellen soll

Weiter durch die Fußgängerzone, vorbei am CAPITOL-Kino, dessen Schriftzug bestehend aus sehr breitem C und O kombiniert mit ansonsten sehr schmalen Buchstaben mir sehr gefiel. Die Sonne kämpft sich durch die Wolken, es wird wärmer. Vor dem Rathaus haben sich einige Standler:innen zu einem kleinen Flohmarkt versammelt. Trotz mangelhafter Vorbereitung konnte ich zumindest den Mystery „Kaffeekunst“ quasi on-the-fly lösen. Das zweite Indoor-Versteck des Tages entlockte meiner Schwester die Frage, ob Geocaches nicht normalerweise draußen sein sollten.

Christuskirche (Kirche der Kulturen), ein schlanker, sich nach oben verjüngender Kirchturm aus Ziegeln im Farbspektrum ocker bis dunkelbraun mit einem Spitzbogen und einem transparenten Rosenfenster über dem Portal

Leider konnte ich meine Familie nicht überreden, mit mir das Bergbau-Museum zu besuchen. Aber immerhin durfte ich es von außen ansehen und die beiden Caches vor Ort (den Multi „Deutsches Bergbau-Museum“ und den Virtual „Deutsches Bergbau-Museum Bochum“) absolvieren. Meine geduldige Familie unterstützte mich beim Aufnehmen des benötigten Fotos sowie beim Finden des Multi-Finals.

Deutsches Bergbau Museum, der Förderturm aus helltürkisem Stahl überragt das rote Ziegelgebäude vor blauem Himmel, in der Mitte des Förderturms windet sich eine Stiege den Mittelpfosten hinauf

Der Weg zu unserem Hotel führte uns dann noch durch den südlichsten Teil des Stadtparks, wo mein Bruder eine Schildkröte entdeckte. Während im benachbarten Stadion ein Heimspiel des VfB Bochum ausgetragen wurde, rasteten wir uns im Hotel aus. Am Abend besuchten wir das Musical Starlight Express.

Schildkröte am Ufer eines Teichs, die Schildkröte ist dabei, Kopf und vordere Füße in den Panzer zu ziehen, im Teich spiegeln sich Bäume sowie die Häuser auf der anderen Seite des Teichs

Berlin

Waldweg mit grünen Nadelbäumen und kahlen Laubbäumen, die Sonne scheint von hinter der Kamera, der Himmel ist blau

Wieder mal Berlin. Das Wetter war leider nur bedingt kompromissbereit. Am Freitag konnte ich tagsüber einen Ausflug in eine bisher unbekannte Gegend unternehmen: Schöneweide bzw. Königsheide. In dieser Gegend hatte ich einige gelöste Mystery-Caches auf meiner Liste, die ich schon längstens besuchen wollte. Nachdem ich auf dem Weg zum Koffeindealer ein paar der neuen Traditionals mitgenommen hatte, ging es mit der S-Bahn raus nach Schöneweide. Da ich schon in die BVB-Tageskarte investiert hatte, legte ich auch noch ein paar Stationen mit dem Bus zurück, ich war mir nicht ganz sicher, wie umfangreich der Spaziergang über die Königsheide werden würde. Erste Station war dann der Mystery „FILM AB !“ in einem unspektakulären Stadtversteck. Dann unternahm ich einen kleinen Umweg, weil mir der Zaun und die Wasserfläche, die mich vom weiteren Suchgebiet trennten, auf der Karte verborgen geblieben waren.

Waldweg mit grünen Nadelbäumen, rechts des Weges stehen in regelmäßigen Abständen Steinsäulen

Im Wald war ich großteils allein, was auch die kleine Kletteraktion begünstigte, die für den Traditional „Krteček“ erforderlich war. Freude hatte ich auch mit dem nächsten Mystery auf meiner Liste: Der große Bücherfreund. Das Rätsel befasst sich mit der ISBN (Internationale Standardbuchnummer). Die Verbindung meiner beiden Lieblingshobbies macht mir ja immer besonders große Freude und der große Cache mitten im Wald trug ebenfalls dazu bei. Inhaltlich sehr herausfordernd war der Mystery „Naturfreund - Bäume“. Die Fragen sind teilweise komplex und erfordern neben Recherche auch noch mitdenken (!) und rechnen. Hier war ich leider von der Final Location etwas enttäuscht, neben der Straße im Grünstreifen liegt unfassbar viel Müll herum. Interessant war auch das Telefonrätsel „Cache Calling“, bei dem ich die Festnetzleitung des Fotografen bemühen durfte, um die finalen Koordinaten zu erfahren.

Eingangstür zum Buchstabenmuseum, die graue, offene Tür ist mit einem orangen Streifenplastikvorhang versehen, daneben steht ein runder Tisch mit zwei orangefarbenen Sesseln

Schon am Freitag Abend verschlechterte sich das Wetter dramatisch, es regnete und wurde unangenehm kalt. Am Samstag besuchten wir am Nachmittag das Buchstabenmuseum. Leider darf im Museum nur für private Zwecke fotografiert werden, ich nehme an, es hat mit lizenzrechtlichen Umständen bezüglich Schriften und Schriftzügen bekannter Geschäfte oder Ketten zu tun. Daher werde ich die Gelegenheit nutzen und eine Übung für Bildbeschreibungen daraus machen. Den Eingangsbereich des Buchstabenmuseums dominiert ein großer Schriftzug, der einerseits sehr vertraut wirkt, andererseits aber nicht ganz „stimmt“. Der freundliche ältere Herr an der Kassa erklärte uns nicht nur die Entstehung dieser russischen Version des klassischen Softdrink-Logos, sondern betätigte auch den Lichtschalter, der den Schriftzug im bekannten Weiß auf Rot erstrahlen lässt. Im Eingangsbereich gibt es natürlich auch den Museumsshop, der Typografie-Bücher, Ansichtskarten, Stempel, aber auch größere dekorative Buchstabenelemente zum Verkauf anbietet.

Im nächsten Raum erfreuten wir uns an den farblich sortierten gesammelten Schriftzügen. Neben dem Logo eines bekannten Geschäfts für Unterwäsche sind auch viele Schriftzüge zu sehen, wie sie früher an kleinen Geschäften üblich waren und heute nur noch selten vorkommen (sehr prominent: Blumen, Schuhe und Friseur). Dominant ist hier auch der Schriftzug, der früher den Filmpalast am Ku’Damm zierte. Die Karte zum Schriftzug beinhaltet ausführliche Informationen und beschreibt auch das Material: „goldener Metallkorpus, selbstleuchtend rosarot, weiße Neonröhren außenliegend“.

Die Sammlung des Buchstabenmuseums ist umfangreich, leider ist in dem Stadtbahnbogen bei Weitem nicht genug Platz, um alle Objekte angemessen zu präsentieren. Das Museum wird ausschließlich von ehrenamtlichen Mitarbeitenden betrieben. Mit dem Eintrittspreis von 12 Euro wird daher auch der Bestand des Museums signifikant unterstützt. Für mich als Typografie-Interessierte war der Besuch sehr interessant und ich trage auch gern dazu bei, dass es ein Museum wie dieses noch länger gibt. Menschen, die sich enthusiastisch für ein ihnen wichtiges (Nischen-)Thema einsetzen, sind mir ohnehin (fast) immer sympathisch. In meinen Augen ist das Buchstabenmuseum in Berlin ein unterschätztes Juwel, eine Spezialität, die hoffentlich noch lange erhalten bleiben kann. Bilder der aktuellen Ausstellung gibt es auch auf der Wikipedia-Seite des Museums zu sehen.