Aus nostalgischen und finanziellen Gründen hatte ich Antibes ausgewählt für unseren Aufenthalt an der Côte d’Azur. Bei meiner Sprachreise im Jahr 2000 ein Jahr vor meiner Matura hatten wir auch in Antibes Quartier bezogen (damals bei Gastfamilien) und ich hatte sehr gehofft, das Pub wiederzufinden, in dem wir damals Kir Royal getrunken haben. Spoiler: Das ist uns leider nicht gelungen, obwohl wir am letzten Abend ein Lokal gefunden haben, dass es vielleicht gewesen sein könnte. Für mich war es sehr spannend, diese Stadt, die ich als 18-Jährige im Rahmen eines Schulprojekts besucht hatte, mit meinen heutigen Reiseerfahrungen neu zu entdecken.
Antibes liegt an der Côte d’Azur zwischen Nizza und Cannes (wohin wir damals wie heute einen Tagesausflug unternommen haben) und ist mit der Eisenbahn ausgezeichnet angebunden. Die Stadt ist geprägt vom Hafen Port Vauban, der vom winzigen Fischerboot bis zur gigantischen Yacht Schiffen unterschiedlichster Größe einen Anlegeplatz bietet. Neben dem Hafen befindet sich das Fort Carré, eine sternförmige Verteidigungsanlage aus dem 16. Jahrhundert. Der Rundweg um das Fort war zum Zeitpunkt unseres Besuchs leider wegen Bauarbeiten gesperrt, daher konnten wir das Fort nur von Weitem betrachten.
Neben dem Hafen bietet die Promenade am Meer entlang eine wunderschöne Möglichkeit für Spaziergänge mit Meeresrauschen. An meinem ersten Abend leuchtete noch die Sonne von einem strahlend blauen Himmel, die nächsten Tage waren dann leider mehr grau, stürmisch und leicht regnerisch. Entlang der Promenade gibt es auch viel Kunst zu sehen. Ein beliebtes Fotomotiv ist etwa die Skulptur „Defí“ von Nicolas Lavarenne (Foto oben). Die nackte männliche Statue steigt mit dem ausgestreckten rechten Bein scheinbar ins nichts. Je nach Wetter, Umgebung und Perspektive lassen sich daraus interessante Fotokombinationen zaubern.
Die Altstadt von Antibes von der Promenade aus gesehen ist bereits seit Langem ein beliebtes Bildmotiv für Künstler:innen. Viele dieser Bilder sind als Reproduktionen an der Promenade zu sehen, sie lassen sich somit schön mit der aktuellen Ansicht vergleichen. Auf dem obigen Bild ist eine Darstellung von Henri Edmond Cross in der Stilrichtung des Pointillismus zu sehen.
Auch im Hafen gibt es Kunst zu sehen, sehr auffällig ist die acht Meter hohe Skulptur Nomade von Jaume Plensa aus dem Jahr 2007. Viele seiner Werke stellen menschliche Köpfe oder Körper dar, sie bestehen manchmal aus Buchstaben und bilden oft netzartige Strukturen, die den Skulpturen eine Transparenz und Leichtigkeit verleihen.
[The sculpture Le Nomade] used the formal vocabulary developed by the artist over the last few years, based on letters. With this vocabulary, Plensa is suggesting that, beyond its simple mission of communicating a meaning, spoken or written language can also be seen as a kind of envelope covering the matter and energy that constitute us.
Einen Tagespaziergang verbrachten wir mit einer Wanderung zum Leuchtturm von Antibes: Phare de la Garoupe. Dieser Spaziergang lockte mich mit einem Traditional und einem Virtual am Leuchtturm, ein Adventure Lab inkl. Bonus war auch noch zu absolvieren. Einen Traditional am Weg musste ich leider aufgeben, da hätte ich ewig suchen können und es machte einfach keinen Spaß. Beim Bonus zum AL suchten wir auch einige Zeit, trotz Spoilerfoto war es sehr schwierig, die richtige Steinformation zu identifizieren. Die Natur tat hier ihr Bestes, um den Cache vor neugierigen Augen zu tarnen.
An unserem letzten Abend in Antibes waren wir (für französisches Abendessen vergleichsweise) früh unterwegs, um ohne Reservierung einen Tisch in einem der vielen gehobenen Restaurants zu ergattern. Die vom Fotografen vorausgewählten Optionen waren leider entweder geschlossen oder ausgebucht. Wir fanden schließlich Aufnahme im Restaurant Le Migrainier (11, rue du Migranier, 06600 Vieil Antibes). Leider hat das Lokal keine eigene Webseite und ist nur auf FB, IG und den gängigen Restaurantplattformen zu finden. Sowohl Essen als auch Service waren ausgezeichnet! Das Restaurant mit nur wenigen Tischen wurde von einer Person in der Küche und einer Person im Service bespielt. Die Serviceperson saß im Rollstuhl, was sie jedoch bei ihrer Arbeit kaum zu behindern schien. Eine kleine Karte ließ uns aus drei verschiedenen Hauptgerichten wählen (die Vorspeise haben wir ausgelassen). Wir teilten uns zwei davon und hatten zum Schluss beide noch Platz für das absolute Highlight: Brioche perdue! Eine dermaßen ausgezeichnete Nachspeise habe ich schon lange nicht mehr gegessen! Das Brioche war außen knusprig und innen weich, der Geschmack unbeschreiblich, die Kombination mit den Beeren einfach perfekt! Ich würde jederzeit allein für das Brioche nochmal hingehen!
Für mich war Antibes als Wohnungspunkt für unseren Aufenthalt an der Côte d’Azur perfekt. Die Möglichkeiten für Ausflüge in andere interessante Städte dieser Gegend sind nahezu endlos (auf unserer Sprachreise damals waren wir neben Cannes auch in Nizza, Grasse und Monaco). Einen regnerischen Nachmittag verbrachte ich im Musée de la Carte Postale, das die Geschichte der Post- bzw. Ansichtskarte von ihrer Entstehung im 19. Jahrhundert bis zu ihrem großen Boom Anfang des 20. Jahrhunderts verfolgt. Eigentlich wollte ich auch noch ins Picasso-Museum, das habe ich dann aber aus Müdigkeitsgründen ausgelassen. Der Fotograf, der Hund und ich haben den Aufenthalt in Antibes sehr genossen, wir hätten auch gerne noch länger bleiben können.