Dosenkiwi

[fast ohne Spoiler]

Hradec Králové

Nach Berlin wollte ich Anfang Juli wegen des Herren-Fußball-Events nicht fahren, daher planten der Fotograf und ich, uns in Tschechien auf dem Land zu treffen und dort eine neue Stadt zu erkunden. Aus drei Optionen wählten wir schließlich Hradec Králové, die Parameter Anfahrt und Unterkunft passten hier am besten (eine andere Option war wegen eines dort stattfindenden anderen Events ausgeschieden).

Die Anreise war für mich dann einfacher, RailJet bis Pardubice, dort hatte ich einen Aufenthalt, der lang genug war, um Geld abzuheben und schon dort mit dem Geocachen zu beginnen. Der Bahnhof hat Geschichte, die unter anderem durch ein Denkmal für Jan Perner vor dem Bahnhof dokumentiert ist. Ansonsten hat Pardubice um den Bahnhof herum eher so fragwürdigen Industrieviertel-Charme; ob die Stadt auch einen schönen (historischen) Kern hat, konnte ich diesmal nicht ermitteln.

Bahnhofsgebäude, alles ist eckig, über dem Haupteingang ein großes Fenster mit einem Symbol, das an einen Vogel erinnert, daneben überragt ein rechteckiger Turm das Gebäude, oben ist an zwei Seiten eine Uhr zu sehen

Der Bahnhof in Hradec Králové hingegen glänzt mit Ostblock-Architektur. Die hohen Fensterfronten in den eckigen Gebäuden transportieren die Besucher:in sofort in eine andere Welt. Der eckige Turm mit ebenso eckiger Uhr überragt einen Bahnhofsplatz, auf dem scheinbar alle Buslinien zusammenkommen, es jedoch keinen einzigen Fahrscheinautomaten gibt. An der Bahnhofskasse konnte mir leider auch nicht geholfen werden, ich musste mich schließlich mit der fragwürdigen Option anfreunden, direkt im Bus an einem Automaten mit meiner Kreditkarte zu bezahlen. Damals war ich unsicher, ob das überhaupt funktioniert hat, und was ich herzeigen sollte, wenn ich nach einem Ticket gefragt werden würde. Gefragt wurde ich nicht, auf der Kreditkartenabrechnung schienen die sehr günstigen Tickets dann auf. Den Bahnhofscache haben wir erst vor der Abreise absolviert.

eine Gasse mit Kopfsteinpflaster, die Häuser links und rechts werden von einem Bogen überspannt, dahinter ist ein sonnenbeschienener Platz zu sehen, ein schwarzer Hund schaut in diese Richtung

Der Fotograf kam etwas später an, wir trafen uns an der Unterkunft, wo ich schon die Schlüsselausgabe bezwungen und einen kleinen Spaziergang zur nächsten Tankstelle unternommen hatte. Gemeinsam machten wir uns auf zu unserer ersten Stadterkundung. Die Altstadt liegt auf einem Hügel, es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Höhenunterschied zu überwinden, beim ersten Mal gingen wir durch eine Treppe in einem Tunnel, der in die Gasse mündet, die ihr auf dem obigen Foto sehen könnt. Dahinter liegt der Hauptplatz, der leider als Parkplatz genutzt wird.

Häuserzeile mit drei Türmen, links der braune Turm einer Kirche, in der Mitte ein Turm mit einer Uhr und einem Balkon, rechts ein weißer Turm, der direkt auf dem Gebäude sitzt, die Häuser sind grün-weiß gestrichen und verziert

An einer Seite des Hauptplatzes überragen nebeneinander drei Türme die umgebenden Gebäude. Einer gehört zur Kirche, der zweite – genannt Weißer Turm (Bílá věž) – soll laut Geschichte einem Eremiten als Behausung gedient haben, der dritte gehört zum Rathaus. An diesem Abend machten wir uns vertraut mit der lokalen Küche, die in diesem Lokal die Tintenfisch-Spaghetti als (einziges!) vegetarisches Gericht auswies. Hätten sie normale Spaghetti ohne Eier verwendet, wäre das Gericht übrigens tatsächlich vegetarisch gewesen.

drei Häuser, die jeweils in einem helleren und einem dünkleren Ton derselben Farbe gestrichen sind, links grün, Mitte rosa, rechts gelb, die dünkler gestrichenen Teile sind dekorative Verzierungen

Rund um den Hauptplatz sind viele historische Häuser zu sehen, teilweise nebeneinander mit aufeinander abgestimmten Farben und Dekorationen, teilweise verbunden mit der ehemaligen Stadtmauer, deren Bogengang erhalten ist und wunderbaren Schatten spendet. Wir kreuzten die Altstadt immer wieder und besuchten dabei die Stationen von mehreren Adventure Labs und Multis. Nicht alle davon konnten wir abschließen, aber es waren einige Erfolge dabei. Teilweise brauchte ich Unterstützung, da die Übersetzungen aus dem Tschechischen nicht immer eindeutig waren.

schmale Gasse, die Häuser links haben im Erdgeschoss einen Bogengang, der früher ein Teil der Stadtmauer war

Prägend für die Stadt ist außerdem der Zusammenfluss von Elbe und Orlice, wo ein Park auf einer Landspitze dekorativ in die Verbindung der beiden Flüsse hinein ragt. Diesen Park konnten wir wegen Hundeverbot leider nicht besichtigen, wir haben die Landspitze aber vom anderen Ufer aus betrachtet.

imposanter Springbrunnen mit Steinen vor einem modernen Universitätsgebäude mit halbrunden Balkonen und kleinen runden Fenstern

Dies geschah im Rahmen eines Spaziergangs, der uns zuerst am neuen Universitätsgebäude vorbei und dann etwas nach außerhalb führte. Wir folgten der Elbe am östlichen Ufer bis zu einer Fußgängerbrücke, dabei konnten wir das Training eines Rettungshubschraubers beobachten. Der Hubschrauber flog mehrmals nacheinander Ziele in der Nähe an, es wurden Menschen herabgelassen und dann mit Tragen wieder hinaufgezogen.

Blick über den Fluss, die Brücke und das Gebäude im Hintergrund spiegeln sich im Wasser

Nach Querung der Brücke landeten wir in einem Viertel, das auf der einen Seite der Stadtautobahn deutliche Stadtrandgeschäftsarchitektur aufwies, während auf der anderen Seite große Wohnblöcke die Umgebung dominierten. Weil sich der Fotograf für diese Architektur interessiert, haben wir einen Schlenker dorthin unternommen und dabei ein winziges Geschäft in einem der Wohnblöcke gefunden, wo wir uns mit Zucker versorgten.

dekoratives Wasserwerkgebäude über einer Brückenschleuse, das Haus besteht aus roten Ziegeln mit weiß gestrichenen Teilen und vielen Verzierungen

Sehr dekorativ ist auch das Wasserwerksgebäude im Jugendstil, das heute als Museum genutzt wird.

Portal eines Museums, vor dem Haupteingang steht ein schwarzer Brunnen, die Schale wird von 4 goldenen Kugeln getragen, links und rechts vom Haupteingang bewachen zwei sitzende Statuen den Eingang

Im Jugendstil wurde auch das Museumsgebäude entworfen, das heute das Ostböhmische Museum beherbergt. Das mächtige Portal ist von einem runden Turm gekrönt, darunter ist in goldener Schrift das Wort MUSEUM zu lesen. Das Wort ist an sich schon interessant, weil sich die ersten beiden Buchstaben in den letzten beiden Buchstaben spiegeln. S und E stechen mit ihren sehr unterschiedlichen Formen deutlich aus der Mitte des Wortes hervor. Der Fotograf besuchte auch die Ausstellung, während ich weiteren Multi-Stationen nachjagte.

Blick über den Fluss, im Wasser spiegelt sich die Uferpromenade, auf der Wasseroberfläche scheinen drei blaue Statuen zu schwimmen

In der Nähe des Museums sahen wir außerdem eine Person mit zwei Hunden im Fluss schwimmen. Einer der Hunde trug eine Schwimmweste.

Innenhof eines Klosters, in der Mitte die Metallstatue eines Papstes mit Mitra und Kreuz, der mit der rechten Hand winkt

Nicht abschließen konnten wir leider den Multi John Paul II. Er führte uns unter anderem in einen Innenhof eines Gebäudes, das heute als Hotel dient, wo anlässlich des Besuchs des früheren Papstes eine Statue aufgestellt wurde. Leider verhalf uns auch dieser letzte Wert nicht zum Ziel, irgendwas muss da schon vorher schief gegangen sein.

In den paar Tagen, die wir in Hradec Králové verbracht haben, konnten wir die Altstadt aus allen Richtungen durchwandern und auch einige Außenbezirke besuchen. Die Stadt ist weitläufig, aber außerhalb der Innenstadt auch nicht besonders interessant. Gegessen haben wir nicht schlecht, für vegan oder vegetarisch lebende Menschen dürfte es allerdings eher schwierig werden.

Regensburg

Abendansicht der Donau über Regensburg, Uferpromenade, steinerne Brücke, rechts ragen die zwei Türme des Doms über die Dächer der Altstadt

Von Erfurt aus ging’s nach Berlin, wo wir zwar auch geocachen waren, aber die Fotos sind hauptsächlich vom Essen … Auf dem Rückweg machten wir wieder in Regensburg einen Zwischenstop, beim letzten Besuch blieb einiges unerledigt. Noch am Ankunftsabend konnte ich einen Multi und zwei im Vorfeld gelöste Puzzles abhaken. Dann ereilte mich die Müdigkeit.

Brückturm in der Altstadt von Regensburg, links und rechts zwei Gebäude, dazwischen überspannen zwei Torbögen den Abstand, rechts ein Turm mit einer Uuhr daran, die Fenster haben rot-weiß-gestreifte Fensterläden

Vor der Heimfahrt war noch Zeit für einen weiteren Spaziergang in der Stadt und ich entschied mich dann aufgrund der vielen Favourites für den Letterbox-Cache Welterbe Regensburg 3.0. Was sich als großartige Entscheidung erwies. Tatsächlich durfte ich die Welterbe-Ausstellung sogar mit dem Hund als Gesellschaft absolvieren. Und nicht nur das: die Mitarbeiter:innen freuten sich sehr über unseren Besuch und halfen uns dann auch weiter, als ich die Antwort auf eine der Fragen nicht finden konnte. Angelangt im Untergrund der Final Location fand ich schließlich eine der schönsten Cache Locations, die ich jemals gesehen habe. Die Kombination aller Parameter ergibt einen wirklich bemerkenswert tollen Cache. Wenn du in Regensburg bist: schau dir das an!

eine breite Holzbox mit offenem Deckel neben einer Treppe, ein Metallmodell des Regensburger Doms ist von einer kleinen LED-Lichterkette beleuchtet, daneben ein kleines Zahlenschloss

Erfurt

abendlicher Ausblick über die Wilde Gera, links und rechts Bäume, im Hintergrund beleuchtete Häuser an der Promenade

Die zweite Reise mit Lupo nach Berlin beinhaltete einen Kurzbesuch in Salzburg, bei dem das regnerische Aprilwetter leider jeglichen Geocaching-Ausflug verhinderte. Immerhin hatte ich Glück mit dem D5 Traditional direkt neben unserem Aufenthaltsort. In Erfurt begleiteten dann zwei Tage perfektes Geocaching-Wetter unseren Aufenthalt. Erst am dritten Tag holte uns das Aprilwetter ein, dann aber mit echtem Engagement. Zuerst saß ich gemütlich mit einem Fischbrötchen auf dem Domplatz in der Sonne und fünf Minuten später kriegte ich eine Elektrodose nicht auf, weil meine Finger so kalt und klamm waren. Aber zurück zum Anfang …

Hauptbahnhof Erfurt, ein Ziegelgebäude in unterschiedlichen Brauntönen, der Haupteingabg hat drei Torbögen, darüber eine Bahnhofsuhr und ein höherer Bogen mit dem Schriftzug „Hauptbahnhof¶

Am ersten vollen Tag in Erfurt ließ ich mich vom Bus in eine abgelegene Gegend tragen, weil ich für den Hund was einkaufen musste. Dort fand ich dann auch den Wherigo „Stets gern für Sie beschäftigt,…“ vor, der sich mit einem sehr dunklen Teil der deutschen Geschichte befasst. Das Unternehmen Topf und Söhne war ein erfolgreicher Industriebetrieb im Bereich Hochleistungs-Feuerung. Im zweiten Weltkrieg verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage und das Unternehmen stellte im Auftrag des Reichssicherheitshauptamts Krematorien für Konzentrationslager her.

Haus auf dem Unternehmensgelände der früheren Firma „Topf und Söhne“, heute ein Erinnerungsort, zwischen dem dritten und vierten Stockwerk windet sich der Schriftzug „Stets gern für sie beschäftigt“ um die Ecke

Der Wherigo folgt den verschiedenen Informationstafeln am Erinnerungsort und führt dabei kreuz und quer über den Parkplatz des sich heute neben dem früheren Verwaltungsgebäude befindlichen Einkaufszentrums. Ich erhielt Antworten auf Fragen, die ich mir zuvor noch nie gestellt hatte.

Gasse in der Altstadt, rechts die Mauer des Augustinerklosters, links Wohnhäuser mit hölzernen Fensterläden und Blumenkästen, die linke Hälfte der Gasse liegt in der Sonne, die rechte im Schatten, rechts im Vordergrund schaut ein schwarzer Hund aus einem gemauerten Torbogen

Den folgenden Tag widmete ich der Besteigung des Petersbergs. Die dortige Zitadelle ist heute eine Grünfläche durchzogen mit alten Gebäuden und Mauern, gut erhaltene Teile wie etwa das frühere Munitionslager sind mit Informationstafeln versehen.

Überblick über die Citadelle Petersberg, Grünflächen kombiniert mit alten Festungsanlagen, in der Mitte ein ehemaliges Munitionslager, am blauen Himmel viele weiße Wölkchen

Die Peterskirche war die Abteikirche einer Benediktinerabtei. Seit 1993 diente sie als Ausstellungsraum für das Erfurter Forum Konkrete Kunst und ist seit 1995 im Besitz der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Aktuell ist dort die Sonderausstellung „Paradiesgärten – Gartenparadiese“ zu sehen.

Schmalseite der Peterskirche auf dem Petersberg, im dreieckigen Dachbereich wird eine Gartenausstellung mit einem Paradiesbild beworben, davor ein ebenerdiger Springbrunnen mit Wasserfontainen

Zum Glück ist der Petersberg mit einem Glasaufzug barrierefrei erreichbar. Zuerst stand ich nämlich oben an der Befestigungsmauer ungefähr 10 Meter von der Cache Location entfernt und erkannte, dass sich der gesuchte Earth Cache „Citadelle Petersberg - Geologischer Aufschluss“ wohl eher so 20 Meter unter mir befand. Ich musste also erstmal den Weg nach unten finden.

Glasaufzug auf den Petersberg, in der Mitte führt der Glasaufzug nach oben, vom oberen Ausgang des Aufzugs ragen zwei Gänge oben aus dem Bild raus, die Kombination bildet die Form eines V

Während ich mich in die Informationstafel vertiefte, fand der Hund einen besonders schönen Fleck im Gras zum Herumwälzen. Dann die Erkenntnis, dass es sich bei dem Multi Cache, den ich nun wider Erwarten doch oben auf der Festung verortete, um ein Urgestein aus dem Jahr 2010 handelt. Also mit dem Aufzug wieder hinauf, die nötigen Informationen gesammelt und dann auf einem anderen Weg wieder herunter. (Erinnerungen an den Grazer Schlossberg wurden wach.)

Ausblick vom Petersberg auf den Domplatz und den Erfurter Dom und die Kirche St. Severi

Auch an diesem Tag landete ich somit irgendwann am Domplatz und ließ mir in der Sonne die traditionelle Thüringer Rostbratwurst (in einem viel zu kleinen Brötchen) schmecken. Den Abend verbrachte ich mit der Planung des Folgetages, an dem ich versuchte, noch vor meiner Abreise möglichst viele Adventure Labs fertig zu stellen und im besten Fall auch noch deren Bonus-Caches abzuholen.

altmodische Straßenbahn mit der Aufschrift „city tour Stadtrundfahrt“, sie steht auf Rasengleis und wird gleich zu einer Sonderfahrt abfahren

Das Aprilwetter hatte mich nun in Erfurt eingeholt. Im Viertelstundentakt wurde es kalt und warm. Da ich ohnehin schon ein Tagesticket für den ÖPNV eingeplant hatte, ließ ich mich von einer Straßenbahn (leider nicht die altmodische city tour Straßenbahn vom Foto, sondern ein neueres Modell) 20 Minuten herumfahren, um einen kalten Regenschauer vorbeiziehen zu lassen.

nebeneinander 3 Fotos von Türmen in der Innenstadt von Erfurt

Zwischendurch ein Fischbrötchen am Domplatz, wo die Straßenbahnen aus verschiedenen Richtungen sich kreuzen, letzte Blicke auf Bierlöcher und die in der ganzen Stadt verteilten kika-Figuren. Das eine oder andere blieb natürlich trotzdem unerledigt, sodass ein weiterer Besuch in Erfurt durchaus in den Rahmen des Möglichen fällt.

Krämerbrücke, altmodische Häuser mit Fachwerkbalkonen, sie stehen auf einer Steinbrücke, unter der ein Fluss dahin plätschert