Dosenkiwi

[fast ohne Spoiler]

London: Design Museum & Holland Park

Eingangsbereich des Design Museums in London von außen, eine imposante schräge Glasfront, drei Flaggen in unterschiedlichen Farben, ein bodenebener Brunnen mit mehreren Springquellen

An meinem letzten Tag hatte ich schon schweres Gepäck und entschied mich daher für einen Besuch des Design Museums, wo ich meinen Rucksack während meines Aufenthalts in einem Spind einschließen konnte. Auch hier waren zwei Ausstellungen kostenfrei zu besuchen: einerseits die Dauerausstellung Designer Maker User und andererseits eine temporäre Ausstellung über das Wirken der Modedesignerin Bethany Williams. Die Außenwand des Design Museums beinhaltet einige deutlich sichtbare Schneckenfossilien, die den Anlass für einen Earth Cache, der über so genannte „index fossils“ informiert, liefern.

Blick durch den offenen Foyerraum des Design Museums, rechts oben eine Textwand mit dem Schriftzug „Designer“, von dort führt eine Treppe ein Stockwerk tiefer, wo Kleidung aus der Modeausstellung zu sehen ist Blick durch den offenen Foyerraum des Design Museums, oben scheint Licht durch die Glaskuppel herein, im Mittelgrund eine Textwand mit dem Schriftzug „Maker“, von dort führt eine Treppe ein Stockwerk tiefer, wo Kleidung aus der Modeausstellung zu sehen ist Blick von unten schräg Richtung Dach des Design Museums, rechts oben eine Textwand mit dem Schriftzug User, im Stockwerk darunter ist Kleidung aus der Modeausstellung zu sehen

Designer Maker User is an introduction to the museum’s collection, looking at the development of modern design through these three interconnected roles.

Die Sammlung des Design Museums beinhaltet unter anderem viele technische Geräte, die in den letzten Jahrzehnten unseren Alltag geprägt haben. An einer großen Wand werden beispielsweise verschiedene Speichermedien (Audio, Video, Daten) gegenübergestellt. Auch Uhren, Fotokameras, Computer, Mobiltelefone, Schreibmaschinen oder Toaster haben sich mit ikonischem Design einen Platz im Design Museum verschafft. Anhand des weltbekannten Stuhls Nr. 14 (Wiener Kaffeehaus-Stuhl) von 1859 der Gebrüder Thonet wird erklärt, wie ein Möbelstück durch gelungenes Design zum Massenprodukt werden konnte. Ein bekanntes Design-Unikat ist auch der Wiggle Side Chair (1972 designed von Frank Gehry), der aus zusammengeklebten Kartonschichten besteht. Das Experimentieren mit unterschiedlichen Materialien wird hier als wesentlich für die Designarbeit hervorgehoben.

von der Decke hängen aus Plexiglasplatten (in den Farben gelb, rot, orange) ausgeschnittene Logos zB Twitter, Mercedes, Skype, IBM

Leider nur ein sehr kleiner Bereich beschäftigt sich auch mit der Bedeutung von Typografie für den Design-Prozess bzw. dem Design von Schriften. Viel Raum gegeben wird dem relativ neuartigen Bereich des 3D-Drucks. Unter anderem steht dort ein BigRep One 3D Drucker herum, der einen Druckraum von einem Kubikmeter hat. Die daneben sitzende Mitarbeiterin des Museums wirkt wie eine Spielfigur. Ein besonders schönes Beispiel, was sich mit einem 3D-Drucker alles anstellen lässt, ist das Projekt Free Universal Construction Kit by Free Art and Technology Lab (F.A.T.) and Sy-Lab. Es stellt Modelle für Verbindungsbausteine zur Verfügung, die es ermöglichen, die inkompatiblen Bauteile rivalisierender Konstruktionsspiele miteinander zu verbinden. Das Construction Kit wurde unter einer Creative Commons Lizenz veröffentlicht und kann somit frei heruntergeladen, verwendet und verändert werden (kommerzielle Massenproduktion ist jedoch untersagt, aus vermutlich naheliegenden rechtlichen Gründen).

Identity: Whether we intend them to or not, the possessions we surround ourselves with play a role in defining our identity. This can range from our choice of clothes, to the books we display or the cars that we drive. Our choices broadcast messages about our identities, but it is design that ultimately creates and expresses those messages.

Die Ausstellung Bethany Williams: Alternative Systems präsentiert alternative Ansätze in der Modebranche. Die Designerin Bethany Williams beschäftigt sich in ihren Kollektionen nicht nur mit Mode an sich. Stattdessen sucht sie nach alternativen Materialien und strebt Kooperationen mit lokalen Organisationen an. In der Ausstellung sind etwa Stoffe zu sehen, die aus Recycling-Materialien in einem italienischen Gefängnis-Resozialisierungsprojekt mit den Resten der lokalen Garnfabrik gewoben werden. Hier wird gezeigt, dass Mode auch soziale oder Umwelt-Aspekte in den Vordergrund rücken kann.

auf einem Sockel inmitten eines von Algen bedeckten Teichs sitzt die Statue von Lord Holland, auf seinem Kopf hat es sich eine Taube gemütlich gemacht

Nach dem Design Museum war noch Zeit für zwei (!) Runden Steampunk CLUE-GO im benachbarten Holland Park. Das Spiel Cluedo ist wohl weithin bekannt, das letzte Mal, als ich es als Brettspiel spielte, war das in einer Harry-Potter-Version (ich musste immer Luna sein und hatte keine Ahnung, warum). Dieser Wherigo bildet dieses Spiel nach. Verschiedene Zonen innerhalb des Parks sind das Äquivalent der verschiedenen Räume, in denen dann jeweils eine Frage gestellt werden darf. Zu meiner Schande ließ ich mich beim ersten Versuch vom Computer-Gegner hinters Licht führen. Noch schlimmer war jedoch der zweite Versuch: da vertippte ich mich bei der Eingabe der Antwort. Für einen dritten Versuch war dann leider keine Zeit mehr (ich musste mein Gepäck abholen und die Rückreise antreten). Jedoch hatte ich so viel Spaß damit, dass ich richtig enttäuscht war, dass ich ohne Found-Log keinen Favourite-Point geben konnte.

London: British Library, Abbey Road, North Greenwich

Blick auf den Vorplatz und das Gebäude der British Library, roter Steinbau mit Ausstellungsankündigungen und Fahnen, hinter dem Gebäude sind die Spitzen des Bahnhofs King's Cross St. Pancras zu sehen

Für diesen Tag hatte ich mir einen umfangreichen Plan ausgedacht, den ich nicht mal 10 Minuten nach meinem Aufbruch aus dem Hotel wieder anpassen musste. In der U-Bahn-Station drängten sich die Menschen, es schien gröbere Probleme zu geben. Anstatt mir einen Umweg auszudenken, drehte ich um und zog die zu Fuß erreichbare British Library vor. Auf dem Vorplatz ist die Skulptur Planets von Antony Gormley zu besichtigen. Die Skulptur beinhaltet acht Gesteinskörper, die in Kreisform angeordnet sind. Als so genannte erratics haben diese Gesteine einen besonderen Stellenwert für Geologieexpert*innen inne. Es handelt sich um Gesteinsfragmente, die von Gletschern transportiert werden und sich von den lokalen Gesteinen unterscheiden. Der Earth Cache An Eye for the Planets beschäftigt sich im Detail mit diesen erratics.

Blick in den Ausstellungsraum der Sir John Ritblat Gallery, gedämpftes Licht, schwarze Kästen, die mir Glas verkleidet sind, in diesen befinden sich wertvolle alte Bücher

Ein absolutes Geocaching-Highlight ist der Multi-Cache „The British Library“. Er führt zu verschiedenen Kunstwerken innerhalb der Library. Besonders spektakulär fand ich das Paradoxymoron, eine optische Illusion von Bücherregalen, die sich zu bewegen scheinen, wenn sich die betrachtende Person bewegt. Im Untergeschoss befindet sich die kostenfrei zu besichtigende Ausstellung „Treasures of the British Library“ (Sir John Ritblat Gallery). Hier befinden sich viele alte Bücher, unter anderem eine der wenigen noch erhaltenen Gutenberg Bibeln. Auch viele alte Texte aus anderen Religionen und Kulturen sind hier zu sehen. Viele davon sind prachtvoll mit Gold geschmückt oder in bunten Farben illustriert.

Glasturm inmitten der British Library, indem die alten Bücher der King's Library unter möglichst idealen klimatischen Bedingungen konserviert werden

Die Atmosphäre in der British Library hat mir persönlich sehr gut gefallen. Es ist ein Gebäude mit Geschichte, die alten Bücher befinden sich jedoch mitten im Leben. Rund um den Glasturm der King’s Libary sitzen Besucher*innen an Tischen, lernen gemeinsam und erfüllen das Gebäude mit einem lebendigen Grundrauschen. Nach über zwei Stunden verließ ich die British Libary nur ungern, aber ich hatte ja noch andere Pläne. Einen Teil des Wegs zur Abbey Road konnte ich im blühenden Regent’s Park absolvieren. Wie in Greenwich nutzten auch hier viele Menschen die blühenden Bäume und Sträucher als Kulisse für Fotos.

Blick auf den See im Regent's Park, links und rechts eine vom Wind verwehte Weide, mittig eine Sitzbank, im Mittelgrund zwei Gänse auf der Wiese

Persönlich habe ich keine enge Beziehung zu den Beatles und ihrem berühmten spontan entstandenen Album Cover. Aber den Webcam Cache konnte ich mir unmöglich entgehen lassen.

Webcam-Screenshot des berühmten Zebrastreifens vor den Abbey Road Studios, 4 Autos sind unterwegs, Menschen warten darauf, die Straße zu überqueren, im Hintergrund eine Statue, rechts vorne neben einem Fahrrad winkt eine Person (ich) in die Kamera

Den nächsten Punkt in meinem ursprünglichen Plan habe ich kurz entschlossen übersprungen, weil ich natürlich im Voraus nicht daran gedacht hatte, dass ein kostenfreies Ticket gebucht werden muss. Also fuhr ich durch die Stadt, um mich mit der Seilbahn Emirates Air Line über die Themse nach North Greenwich befördern zu lassen (eine weitere Empfehlung des Fotografen). Die Überfahrt war dank des windigen Wetters etwas wackelig, die Aussicht lohnt sich aber wirklich.

Blick aus der Seilbahn auf die Halbinsel North Greenwich, links Seilbahn mit Gondeln, mittig Wolkenkratzer mit Glasfronten, rechts das O2-Veranstaltungszentrum, unten die Themse Blick aus der Seilbahn auf die Halbinsel North Greenwich, mittig Seilbahn mit Gondeln und Wolkenkratzer mit Glasfronten, unten die Themse, wo gerade ein Boot die Anlegestation verlässt

Den Rest des Nachmittags verbrachte ich mit einem Spaziergang an der Themse entlang in North Greenwich, wo sich eine Reihe an Challenge Caches verbirgt, die ich zu einem großen Teil bereits erfüllte und die mir dann auch den fehlenden Mystery Cache lieferten, um auch die 7 in 7 International Challenge zu erfüllen. Die letzten Erfolge des Tages waren dann die Finals der am Vortag nicht abgeschlossenen Wherigos Views of London Reverse Cache und Maritime Greenwich Revisited. Alles in allem ein sehr erfolgreicher Geocaching-Tag mit vielen Eindrücken!

London: Greenwich und Novelty Automation

schmiedeisernes Eingangstor in den Greenwich Park, rechts eingefasst von einer Mauer, links von Efeu, im Garten sind Bäume mit rosa Blüten zu sehen, auf dem Boden ist der Schriftzug „No Cycling“

Der erste Plan, den ich für diesen Besuch in London gefasst hatte, war der Besuch des Nullmeridians in Greenwich. Vor Ort entschloss ich mich über die Anreise per Bahn nach Blackheath, wo ich meinen Spaziergang hoch auf dem Hügel beginnen und Richtung Themse runtergehen konnte. Erwartungsgemäß lässt sich der Greenwich Park ausgezeichnet anhand von Geocaches erkunden. Der Wherigo Cache Greenwich Park führt zu interessanten Landmarks und Aussichtspunkten. Meine Wegführung erwies sich dabei auch günstig, so dass ich auch den Greenwich Park Bonus noch ohne größere Umwege besuchen konnte.

Royal Observatory Greenwich, verschnörkeltes Gebäude aus roten und orangen Ziegelsteinen, gekrönt von einer schwarzen Kuppel

Auf dem Gipfel befindet sich das Royal Observatory Greenwich. Tatsächlich waren hier deutlich mehr Menschen unterwegs, als ich gedacht hatte. Wäre der Tag nicht gar so schön gewesen, hätte ich auch das Observatory gern besucht, irgendwie ist dafür nie genug Zeit. Ähnlich ging es mir später beim National Maritime Museum, das sich am unteren Ende des Parks befindet.

überdimensionales Schiff in einer Glasflasche vor dem südlichen Eingang des National Maritime Museums, die Flasche glänzt im strahlenden Sonnenschein nördlicher Eingang des National Maritime Museums, das weiße Gebäude ist mit Säulen geschmückt und wird von einer Union-Jack-Flagge gekrönt, links und rechts des Weges kündigen Flaggen die aktuellen Ausstellungen an

Schritt für Schritt begab ich mich näher an die Themse, wo sich schließlich das Gegenstück des Ausblicks vom Hügel fotografieren ließ. Auf dieses Foto musste ich jedoch einige Zeit warten, weil immer wieder Personen ins Bild liefen und das Foto einfach nicht gerade werden wollte:

Blick auf die Themse und dahinter die Skyline von Zentrallondon durch ein geöffnetes schmiedeeisernes Tor, das links und rechts von imposanten Lampen und mittig von goldenen Schiffen und Flaggen geschmückt wird, auf dem Uferweg hinter dem Tor steht ein rotes Leihrad

Da ich mit den beiden Wherigos soviel Spaß hatte, nahm ich mir auch noch Maritime Greenwich Revisited und Views of London Reverse Cache vor. Beides sollte ich jedoch an diesem Tag nicht mehr abschließen. Hier am Themseufer befindet sich auch das beeindruckende Museumsschiff Cutty Sark.

Museumsschiff Cutty Sark, ein Segelschiff mit drei Masten, das auf einem Glasgebäude ruht, rechts hinter diesem Glasgebäude ist ein Karussell zu sehen

Verlassen habe ich Greenwich an diesem Tag schließlich durch den Greenwich Foot Tunnel, der auch einen der vielen Earth Caches in London beherbergt. Die menschenleeren Fotos täuschen, der Tunnel wurde von vielen Fußgänger:innen und Radfahrer:innen genutzt (obwohl natürlich auch hier No Cycling den Boden ziert).

Tunnelblick in den Greenwich Foot Tunnel, der Boden besteht aus rechteckigen grauen Steinen, die Wände der Tunnelröhre sind mit weißen Fliesen ausgekleidet, die an vielen Stellen deutliche Abnutzungserscheinungen aufweisen Tunnelblick in den nördlichsten Abschnitt des Greenwich Foot Tunnel, der im zweiten Weltkrieg beschädigt und später mit Metallringen repariert wurde, am Ende des Tunnels ein Aufzug außer Betrieb

Nach der Durchquerung des Greenwich Foot Tunnels stellte ich fest, dass ich mich beim Reverse Wherigo verrechnet hatte. Um nochmal die Stufen runterzustapfen und den Tunnel zu durchqueren, war ich definitiv zu müde, also folgte ich dem Rat des Fotografen, der mir eine Fahrt mit der Docklands Light Railway (DLR) nahe gelegt hatte. Die Fahrt durch die Wolkenkratzer, die ich früher am Tag vom Berg aus betrachtet hatte, hat sich auch tatsächlich ausgezahlt. Auf den vielen Glasgebäuden reflektierte das Sonnenlicht.

Gebäudefront des Novelty Automation, schwarze Holzverkleidung rund um die Fenster, eine aufklappbare Sitzbank außen, vor der Tür ein Schild mit einem leuchtenten, sich hin und her bewegenden Pfeil

Zu müde für weitere lange Spaziergänge aber noch nicht müde genug für den Heimweg entschied ich mich, an diesem Abend das Novelty Automation zu besuchen. Darauf aufmerksam gemacht hat mich der Letterbox-Cache Space Invader (NOT 24/7. TB Hotel. High FP%!) mit seiner hohen Anzahl an Favourites. Die Webseite hatte mich nicht wirklich darauf vorbereitet, was mich dort erwartet, das muss einfach jede:r selbst erleben. Nachdem ich staunend den Letterbox-Cache aus seinem Versteck befreit und nach dem Loggen wieder verstaut hatte, wurde ich von einer anderen Besucherin zu einer Scheidung aufgefordert. Gemeinsam erfreuten wir uns am Divorce Automat und spielten später auch noch eine Runde Cycle Pong. Außerdem hatte ich Spaß am Fulfillment Center (eine kapitalismuskritische Kunstinstallation, in der ich mich als Arbeiterin in einem Warehouse eines großen Onlineversandanbieters ausprobieren durfte), bei meiner Diagnose als iZombie und beim Versuch, mit einem Greifarm Brennstäbe in einen Atomreaktor einzusetzen (My Nuke). Das Novelty Automation war tatsächlich eine der tollsten Entdeckungen dieses Urlaubs, ganz ehrlich, schaut euch das an, wenn ihr mal in London seid! Der Eintritt ist frei, um die Maschinen selbst ausprobieren zu können, müssen an der Kasse Tokens erworben werden.

Divorce Automat, in einem Glaskasten befinden sich zwei Puppen, die als männlich und weiblich zu verstehen sind, jede Puppe hält eine Seite eines Hauses, beide haben einen grimmigen Gesichtsausdruck, außen am Kasten befinden sich zwei Kurbeln, an denen gedreht werden muss, um den Automaten zu bedienen The Fulfilment Center, ein Automat in Form eines Flippers, der obere Teil enthält unterschiedliche Räume und Zahnräder, die eine Bahn antreiben, auf der sich eine Person mit einem Einkaufswagen bewegen lässt Cycle Pong, auf einem Bildschirm in der Mitte ist das bekannte Spiel Pong zu sehen, davor stehen zwei Fahrräder, mit denen die Nutzer:innen die Balken des Pong-Spiels nach oben und unten steuern können