Als wir unseren Urlaub in Spanien geplant haben, kam irgendwann die Frage auf, wenn wir schon im Süden von Spanien sind, ob wir dann nicht auch den Abstecher nach Gibraltar machen sollten. Nach einigen Überlegungen und Hin-und-Her-Wenden der Feiertage und Zugverbindungen kamen wir zu dem Entschluss, dass dies nur mit Übernachtungen in Algeciras sinnvoll ist. Diese Stadt liegt auf dem spanischen Festland westlich von Gibraltar und es gibt eine Busverbindung, mit der ein Tagesbesuch in Gibraltar problemlos möglich ist.
Angekommen sind wir in Algeciras abends, am nächsten Tag suchten wir zum Frühstück das nächstgelegene Café auf. Hier waren wir eindeutig die einzigen Gäste, die dem Personal nicht bekannt waren. Dank unserer bisherigen Frühstückserfahrungen auf dieser Reise schafften wir trotzdem eine sinnvolle Bestellung. Danach spazierten wir in Richtung Hafen und Strand. Die ganze Stadt ist deutlich weniger touristisch (zumindest um diese Jahreszeit) als wir es in Sevilla und Córdoba erlebt hatten. An der Hafenpromenade waren nur vereinzelte Spaziergänger:innen teilweise mit Hunden unterwegs. Am Strand trafen wir auch nur auf Menschen mit Hunden. Die meisten von denen hatten dicke Winterjacken an, während ich natürlich wieder mit den Füßen ins Meer musste.
Auf dem Rückweg in die Stadt kamen wir an einer Kunstschule (Escuela de Arte) vorbei. Das interessante Gebäude konnte ich aufgrund der lokalen Gegebenheiten einfach nicht fotografieren (unter diesem Link findet sich ein Foto von andaluciainformacion.es, auf dem die fächerartige Struktur deutlich zu erkennen ist). Die Skulptur von Don Quijote im Garten konnte ich aber fotografieren, leider wollte sich die Möwe, die bis kurz zuvor auf seinem Hut saß, nicht ablichten lassen.
Da Algeciras auch einen Cache in der Nähe des lokalen Friedhofs beherbergt, haben wir auch das Grab von Paco de Lucía besucht, auf das dieser Cache extra hinweist. Paco de Lucía wurde in Algeciras geboren und gilt als Ikone der Flamencogitarre. Auf diesem Friedhof waren die Wände sehr eng angeordnet, man steht quasi immer im Schatten der Gräber. Im älteren Teil des Friedhofs befinden sich viele Familiengruften, zumeist mit zur Belüftung geöffnetem Zugang.
Auf dem Hauptplatz von Algeciras war immer etwas los. Am 5. Jänner wurde bereits am Nachmittag für einen Wanderzirkus aufgebaut, der dann später am Abend Kinder und Erwachsene „begeisterte“. Hier scheiterte ich grandios mit meinem Spanisch-Verständnis, die schnell gesprochenen Moderationen sowie die Scherze mit den lokalen Besucher:innen konnte ich einfach nicht nachverfolgen. Am 6. Jänner vor unserer Abreise saßen wir dann nach dem Frühstück auch noch etwas auf dem Platz herum. Und bestaunten die Kinder, von denen jedes eine Anzahl an Getränkedosen an einer Schnur hinter sich her zog. Der Großteil waren schlicht an einer Schnur aufgefädelte Getränkedosen, es gab aber auch einige schön bemalte Exemplare und manche hatten auch Züge aus den festeren Dosen, wie sie für Mais oder Ähnliches verwendet werden, gebastelt. Wir schauten uns das einige Zeit lang an, versuchten im Internet eine Erklärung für dieses Spektakel zu finden, was jedoch zu keinem Ergebnis führte. Also bastelte ich mir einen Fragesatz zusammen und versuchte, im Gespräch mit den Leuten auf dem Platz herauszufinden, was das soll. Bei der zweiten Person, die ich fragte, war ich dann auch erfolgreich. Eine ältere Señora erklärte mir, dass diese Tradition zurückgeht auf eine Legende, nach der ein Riese die Stadt unter einer Wolke versteckt haben soll. Da in Spanien traditionell die Heiligen Drei Könige den Kindern die Weihnachtsgeschenke bringen, machen die Kinder mit den Dosen so viel Lärm wie möglich, damit die Heiligen Drei Könige die Stadt trotzdem finden. Eine Tradition, die nur in der Stadt Algeciras so gepflegt wird.